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Datum

16 Sep 2022
Abgelaufen!

Uhrzeit

20:00

Buchpräsentation: Lea Streisand – Hätt‘ ich ein Kind

„Und?“ Sie musterte uns wie ein Viehhändler die neue Ware. „Sie wünschen sich also ein Kind.“

Wir nickten ängstlich.

„Beide?“

Wir nickten abermals. Ich kam mir vor wie eine Grundschülerin, die wegen eines Vergehens, das sie selbst nicht versteht, zur Direktorin zitiert worden ist.

„Und Sie können selbst keine Kinder bekommen.“

Wir schüttelten die Köpfe.

„An wem liegt‘s denn?“

Ich atmete pfeifend ein und hob die rechte Hand: „An mir. Verfrühte Wechseljahre.“

Sie sah mich streng an, meine Stimme verebbte. Ich senkte den Blick. Sie machte einen Vermerk in ihrer Akte, dann schaute sie meinen Freund an und fragte: „Und sie wollen auch Kinder?“ David nickte abermals. „Und Sie sind zeugungsfähig?“

Nicken.

Sie fesselte ihn mit ihrem Blick zu einem kompakten kleinen Paket, er konnte keinen Muskel mehr rühren, dann schlug sie vor: „Suchen Sie sich doch ‘ne andere Frau!“

Wir waren so perplex, dass wir anfingen zu lachen.

Radioeins-Kolumnistin Lea Streisand („war schön jewesen“) hat nach „Im Sommer wieder Fahrrad“ (Ullstein, 2016) und „Hufeland, Ecke Bötzow“ (Ullstein, 2019) ihren dritten Roman geschrieben.

„Hätt‘ ich ein Kind“ (Ullstein, 2022) ist die Geschichte einer Adoption. Eine Heldinnengeschichte um Bürokratie, Blut und Schneewittchen.
Mit gewohnt leichter Hand und humorvollem Blick beschreibt Lea Streisand den Weg zur Familie und geht der Idee derselben gleichzeitig direkt an die Wurzel.
Kathi, die Ich-Erzählerin, schreibt ihre Dissertation über das Mutterbild in Grimms Märchen, als sie erfährt, dass sie selbst keine Kinder gebären kann. „Dann Adoption“, beschließt sie. Und während Kathi auf den Anruf wartet, der sie zur Mutter macht, wird ihre beste Freundin Effi schwanger. Die beiden tragen sich gegenseitig durch die folgenden Monate. Lachen, auch wenn es manchmal zum Heulen ist, und werden zu Müttern. Jede auf ihre Art.

Ein Buch voller literaturwissenschaftlicher Akribie und großer Erzählfreude.

Und falls Sie dachten, Sie würden die Märchen der Brüder Grimm kennen, nehmen Sie das: Schneewittchen war blond!

LEA STREISAND, geboren 1979 in Berlin, studierte Neuere deutsche Literatur und Skandinavistik. Sie schreibt für die taz und hat eine wöchentliche Hörkolumne auf Radio Eins.

„Hätt‘ ich ein Kind“ wurde vom Ullstein Verlag für den Deutschen Buchpreis 2022 eingereicht.

„Ein lustiges, trauriges, wütendes und kluges Buch über die Frage, ob ein Mensch ein Kind gebären muss, um eine Mutter zu sein. Spoiler: Muss mensch nicht.“ Mareice Kaiser

Eintritt: 15€ Erwachsene / 10€ ermäßigt

Tickets: Reservierung